BAP macht ganz großes Kino

Die Kultband hat den Stecker gezogen und begeistert in der Stadthalle mit einer melancholischen Seite.

Frontmann Wolfgang Niedecken singt zu Cello, Geige und Mundharmonica – und plaudert aus dem Nähkästchen.
Frontmann Wolfgang Niedecken singt zu Cello, Geige und Mundharmonica – und plaudert aus dem Nähkästchen.Bartsch,Gerhard (b13), Bild 1 von 2

Frontmann Wolfgang Niedecken singt zu Cello, Geige und Mundharmonica – und plaudert aus dem Nähkästchen.

Wuppertal. Zeugen eines feinen Konzerts von besonderer Güte und Intensität wurden die Besucher am Sonntagabend in der restlos ausverkauften Stadthalle am Johannisberg. Mehr als drei Stunden nahmen Wolfgang Niedecken und seine BAP sie bei der „Zieht den Stecker Tour 2014“, gewissermaßen „unplugged“, mit auf eine Reise mit über 20 Alben und 38 Jahre Bandgeschichte.

„Schön habt ihr’s hier“, meinte Niedecken und blickte zurück auf den Auftritt von 1982 an gleicher Stelle, wo „wir uns vor 3500 Leuten gefühlt haben wie die Beatles“.

Zur intimen Songauswahl gibt es Anekdoten von Niedecken

Punkt acht Uhr bis 25 Minuten vor Mitternacht präsentierte die siebenköpfige Formation nicht nur Songs, die, wie Niedecken „warnte“, nur Lieschen Müller kennt, sondern vornehmlich Stücke für Spezialisten und Raritäten, häufig im melancholisch angehauchten Gewand, wunderschön arrangiert und sehr intim.

Überhaupt durften sich die Zuschauer aufgrund der herzlichen und authentischen Art des Kölners in der familiären Atmosphäre an diesem Abend bestens amüsiert haben. Natürlich gab es sie auch: Die Momente, wo es niemanden auf den Sitzen hielt und der Saal tobte, beispielsweise bei „Verdamp lang her“, „Rita“ oder dem Liebeslied schlechthin, „Do kanns zaubere“.

Doch es waren eher die ruhigen, zum Teil neu arrangierten Stücke, mit denen eine Band in Topform mit traumwandlerischer Sicherheit und ungeschminkter Sensibilität dem Publikum Zeit für Sentimentalität und Nostalgie schenkte. Mit kleinen berührenden Geschichten Niedeckens, beispielsweise über sich und seinen Schutzengel, die Freundschaft, Reiseanekdoten von Marokko und Südamerika oder Kindersoldaten in Uganda, gab es auch genügend Raum zum Innehalten.

Die Instrumentierung, die die großartigen Musiker zu einem ganz besonderen Erlebnis machten, ließ bei sage und schreibe 27 Songs keine Wünsche offen: bei Klängen von Cello, Geige und Contrabass, Gitarren, Klavier und Percussion über die Pedal-Steel, Mundharmonica bis hin zu orientalischen Instrumenten wurde jeder Titel zum Ohrenschmaus.

Die Fans sind verzaubert vom breiten Repertoire

Vom ersten Stück „Noh all dänne johr“ über „Magdalena“, „Autobahn“, fantastischen Soli und Übergängen, etwa von „Gulu“ zu „Jupp“, bis zum Finale „Sendeschluss“ blieben die spielfreudigen Künstler inspiriert. „Es war uns ein Fest“, meinte Niedecken denn auch sichtlich zufrieden kurz vor Mitternacht.

„Ich höre sonst nur Hardcore und Punk, doch dieses Konzert war auch etwas Besonderes für Menschen, die keine BAP-Fans sind“, war Corinna Molls aus Unna sichtlich beeindruckt. Anja Laubner aus Wuppertal gefiel die Auswahl der Stücke: „Ein tolles, breitgefächertes Repertoire, das mich in meiner Jugend begleitet hat.“ „Für mich als geborene Kölnerin, aber seit 30 Jahren in Wuppertal wohnhaft, sind das Heimatklänge“, war auch Gertrud Beyer, die sich besonders über „Verdamp“ und „Zaubere“ freute, begeistert von einem Konzert, das noch lange nachklingen wird.

 

Heather Nova: Jubelstürme für eine Königin

 

Heather Nova, Poetin des Folk-Rock, begeistert mit ihrem Akustik-Konzert in der Stadthalle 600 Zuhörer.

 


Zwei Künstler, eine Stimme und ein Hauch von Melancholie: Heather Nova und ihr Begleiter Arnulf Lindner wurden in der Stadthalle für ihr zweistündiges Konzert stürmisch gefeiert.

 

Wuppertal. 600 Zuschauer füllten den Großen Saal der Stadthalle - doch Heather Nova schaffte es, dem weiten Konzertraum dank ihrer einzigartigen Ausstrahlung die intime Atmosphäre eines kleinen Clubs zu verleihen. Die auf den Bermudas geborene Folk-Rock-Poetin wurde nur von dem östereichischen Mulit-Instrumentalisten Arnulf Lindner begleitet - auf technische Verstärkung verzichtete das Duo. Mit seiner gefühlvollen Begleitung wurden Novas Werke zu wahren Klangerlebnissen - getreu dem Motto des Abends, "A very special acoustic Duo Performance".

Novas Wuppertal-Programm: Zoo-Besuch und Schwebebahn

Mit Cello, Kontrabass, Gitarre, E-Piano und Gesang setzte Lindner virtuos die Akzente neben Heather Novas eingängiger Stimmne - und die Harmonie der beiden Künstler fesselte das Publikum über 90 Minuten und 20 Songs hinweg. Schon vom ersten Titel "Island" beeindruckte Nova mit ihrer leicht melancholisch wirkenden Bühnenpräsenz; oft schloss sie, wie beim folgenden sanften, "Out in New Mexico" die Augen, schien in ihren Liedern aufzugehen. Zwischen den Songs sammelte sie Sympathie-Punkte beim Publikum - so berichtete sie vom Wuppertaler Zoobesuch mit ihrem sechsjährigen Sohn, der sie auf ihrer Tour seit Anfang Oktober begleitet, und "of course der Fahrt mit der Schwebebahn".

Ihr Gitarrenspiel rockte bei "Walk this world" und riss die Zuschauer mit, um wenig später in "I miss my sky" in Melancholie einzutauchen. In ihren Songtexten erzählt Nova von unglücklichen Lieben und verstorbenen Freunden - keine leichten Themen, doch sie schöpft offenbar Inspiration daraus. Auch von Heimatverbundenheit singt sie, vom Sturm, der über ihren geliebten Ozean kommt. Zwischen besinnlichen Titeln begeistert sie immer wieder mit stimmgewaltigen Songs, wie dem lautstark bejubelten "Heart and Shoulder"

Rhythmus-Gewitter und ein "Storm" als Zugabe

Der erste neue Song "Burning to love" ihres im nächsten Jahr erscheinenden Albums machte Appetit auf mehr. "Doubled up" folgte das unwiderstehliche "London Rain", dessen Rhythmus zu einem grollenden Gewitter anschwoll. Auch beim letzten Song vor den von den Fans stürmisch geforderten Zugaben, dem mystisch anmutenden "Sugar", strahlte Nova Souveränität und Hingabe aus. Nach der Zugabe "Storm" wurde sie mit stehenden Ovationen aus Wuppertal verabschiedet - die Stadthalle verneigte sich vor einer Königen des Alternative-Rock.

  • ·                                 Heather Nova

Heather Nova wurde 1967 als Heather Allison Frith auf den Bermudas geboren. Sie ist nicht nur Musikerin und Sängerin, sondern veröffentlicht auch Gedichte. Zudem hat sie als Illustratorin auf sich aufmerksam gemacht. Ihr aktuelles Album ist "The Jasmine Flower".

 

 

Max Raabe und sein rollendes „R“

30er-Jahre-Flair und stehende Ovationen in der Stadthalle.

Gab sich gewohnt zurückhaltend, charmant und humorvoll: Entertainer Max Raabe in der Wuppertaler Stadthalle.
GroßbildArchiv

Gab sich gewohnt zurückhaltend, charmant und humorvoll: Entertainer Max Raabe in der Wuppertaler Stadthalle.

 

Wuppertal. Nostalgie in Perfektion – die Golden 20er und die 30er Jahre hielten am Dienstag Abend Einzug in die Wuppertaler Stadthalle – verantwortlich hierfür warenMax Raabeund sein Palastorchester mit ihrem neuen Programm „Küssen kann man nicht alleine“.

Gäste kamen in der Garderobe der 30er-Jahre zum Konzert

In einem zweistündigen feinfühlig arrangierten und mit humoresken Einlagen gespickten Vortrag verzauberten die zwölf Musiker die Zuschauer in der voll besetzten Stadthalle. Auch Kerstin Bergeraus Cronenberg war im selbst geschneiderten 30er-Jahre-Outfit und mit Feder im Haar erschienen – und war hin und weg: „Es ist einfach wunderbar und absolut stilvoll vorgetragen.“

Christel Lambeck aus Elberfeld genoss ihr Geburtstagsgeschenk sichtlich: „Sonst sehe ich Max Raabe nur im Fernsehen – seine Mimik ist toll.“ Gewohnt zurückhaltend, charmant und humorvoll zeigte sich denn auch der Entertainer mit der markanten Stimme, der gemeinsam mit Produzentin und Texterin Annette Humpe (Ich + Ich) sein neues Album eingespielt hat und in seinen Liedern eine bunte Themenvielfalt und natürlich die große Liebe besingt.

Applaus für eine kleine Badewanne – bespielt von zwei Trompetern

Bei den Liedankündigungen spart Raabe nicht mit Süffisanz und Ironie und gönnt auch seinen exzellenten Musikern genügend Freiraum zur Entfaltung. „In meiner Badewanne bin ich Kapitän“, bei dem eine kleine mit Wasser gefüllte Badewanne von zwei Trompeten bespielt wird, reißt das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

Nach wie vor beliebt: der Klassiker „Mein kleiner grüner Kaktus“

Ob bei Rumba, Paso Doble, Walzer oder Serenade, „dem Ständchen vor dem Fenster der Geliebten, das den libidonösen Beutezug des Mannes zu begleiten sucht“, Raabe kennt keine Sprachbarrieren und rollt das „R“ in Französisch und Spanisch genauso wie in Englisch und Deutsch.

Stehen in der ersten Stunde aktuelle Stücke wie der Titelsong „Küssen kann man nicht alleine“, „Krise“ (wie wär´s mit einer kleinen Depression) oder „Undercover 009“ im Vordergrund, so gehört der zweite Teil der Performance den Klassikern, die das Publikum bejubelt: Lieder wie „Ich wollt´ ich wär´ ein Huhn“, „Irgendwo auf der Welt“, „Mein Gorilla hat ´ne Villa“ und das als Zugabe präsentierte „Mein kleiner grüner Kaktus“ unterstreichen noch einmal die Spielfreude und künstlerische Extraklasse des Orchesters, das sich nicht nur bei den Solovorträgen und beim 1936 entstandenen „Over my shoulder“ einen Riesenapplaus verdienen.

Die stehenden Ovationen des Wuppertaler Publikums nach der dritten Zugabe huldigten einem Künstler und seinem Orchester, der es für zwei Stunden in eine längst vergessene Zeit entführen dürfte.

 

KlangArt-Finale: Gänsehaut im Skulpturenpark

 

Musikerin Christina Branco begeistert rund 550 Besucher mit Fado und Tango.

Christina Branco (l.) und Bernardo Moreira
GroßbildAndreas Fischer

Christina Branco (l.) und Bernardo Moreira

 

Wuppertal. Beim finalen Open-Air-Konzert der KlangArt-Reihe im Skulpturenpark wurde die portugiesische „Fadista“ Cristina Branco von 550 begeisterten Zuschauern mit stehenden Ovationen verabschiedet. „Für das kulturelle Leben in Wuppertal sind Auftritte so herausragender Künstler sehr wichtig“, drückte Zuschauerin Ursula Gerling nach Branco´s zweistündiger Performance ihre Wertschätzung aus.

Mit ihrem spielfreudigen Ensemble, Ricardo Dias am Piano und Akkordeon, Bernardo Couto an der portugiesischen Gitarre, Carlos Manuel Proença an der klassischen Gitarre und Bernardo Moreira am Kontrabass, zog die Portugiesin im violetten, schulterfreien Abendkleid das Publikum vom ersten Ton an in ihren Bann. „Willkommen zu einer scharfen Mixtur von Fado und Tango“, begrüßte die charmante und ausdrucksstarke Künstlerin das Auditorium auf Englisch.

Starke Bühnenpräsenz, Hang zum französischen Chanson

Dass der Fado im Gegensatz zum Tango zurückhaltender, weniger visuell und theatralisch daherkommt, widerlegte Cristina Branco bei „Trago um Fado“ und „Longe do Sul“, wo sie mit starker Bühnenpräsenz die Lieder durchlebte. Bei der Vertonung des Gedichtes von Charles Baudelaire „Invitation au voyage“ offenbarte sie ihren Hang zum französischen Chanson.

„Nao ha so Tangos“ verkörpert den Geist ihres neuen, Anfang August erschienen Albums, am deutlichsten. „Ich liebe diesen melancholischen, schwermütigen Fado“, erzählte Zuschauerin Angelika Garcia, die mit ihrem spanischen Mann Miguel Garcia zu den Fans dieses unverwechselbaren Musikstils gehört. „Anclao en Paris“, ein klassischer Tango von Carlos Gardel, unterstrich den Facettenreichtum ihres Repertoires. Gänsehautgefühl gab´s beim wehmütigen „Un amor“ und beim Klassiker „Dos Gardenias“. Mit geschlossenen Augen und ihrer warmen Stimme zelebrierte Cristina Branco den portugiesischen Blues in Vollendung. Doch auch die pure Lebensfreude zeigte sich bei den originell und mit Esprit vorgetragenen „7 Pedacos“ und dem umjubelten „Bomba Relogio“. Einen würdigeren Abschluss der Open-Air-Saison hätte man sich nicht vorstellen mögen, war sich das Publikum nach zwei Zugaben sicher.

 

Konzert: Schöne Erdmöbel in der Börse

 

Münsteraner Band überzeugt ihr Publikum an der Wolkenburg.

Hatten auf der Bühne der Börse ihre Freude: Die Musiker der Band Erdmöbel in Aktion.
GroßbildGerhard Bartsch

Hatten auf der Bühne der Börse ihre Freude: Die Musiker der Band Erdmöbel in Aktion.

 

Wuppertal. Es gibt Abende, die sollte man einfach nicht verpassen: In der Börse an der Wolkenburg bescherte die in Köln sesshafte Münsteraner Band Erdmöbel den Fans deutschsprachiger Indie-Musik einen genau solchen – in ausgelassener Spiellaune.

Wie an einer Kette aufgereiht entfachten Sänger, Gitarrist und Texter Markus Berges, Produzent Ekki Maas, dessen Bassläufe die Melodien trugen, Schlagzeuger Christian Wübben und Pianist Wolfgang Proppe sowie Henning Beckmann an der Posaune ein Feuerwerk aus Songperlen und Pop-Hymnen – mal verträumt und rätselhaft, mal sexy und vertrackt. Sentiment und Lakonie in einem Atemzug – die Schönheit der Gegensätze aus 16 Jahren, in der die Band neun Alben produzierte, wühlte die Herzen der Besucher auf. In ihrer Song-Revue „Retrospektive“ offenbarte sich die stilistische Bandbreite und Ausnahmestellung der Erdmöbel. Ob feine Popsongs wie „Au-Pair-Girl“, Das Leben ist schön“ oder „77ste Liebe“, beschwingte Latin-Rhythmen („Vergnügungslokal mit Weinzwang“) oder rockige Nummern wie etwa „Wurzelseliger“ oder „Fremdes“ – sie beeindruckten ebenso wie die melancholischen „Anfangs Schwester heißt Ende“, „Wette unter Models“ oder „Der blaue Himmel“.

Erinnerungen an den Ölberg – und Musik mit Anspruch

Skurrile Texte, so zart und zerbrechlich, so treffend und wahrhaftig, mit einer Dynamik und musikalischen Ausgewogenheit, die unaufgeregt und souverän aufs Publikum übersprang. Pointierte Arrangements gepaart mit der Leichtigkeit der Instrumentierung und verdichteten Texten, die direkt dem Herzen zu entspringen schienen, packten den Zuhörer und ließen ihn nicht mehr los. „Alle Songs von „Retrospek-tive“ waren wichtig für unseren Weg“ meint Bassist Ekki auf die Frage, ob es einen Lieblingssong der Band gäbe, zur WZ. Wuppertal sei aufgrund der Architektur und Häuserstruktur eine der interessantesten Städte – und er habe früher mal eine Freundin am Ölberg gehabt, so der Bassist.

„Der Bandname ist einer spontanen Idee entsprungen und hat, wie sich später herausstellte, eine eher im Morbiden angesiedelte Bedeutung“ erzählt Sänger Markus Berges. Trotz des spärlichen Zuschauerzuspruchs hatte die Band großen Spaß während des Konzerts, „weil auch musikalisch vieles gestimmt hat“, wie die Musiker danach sagten. Erdmöbel – das ist anspruchsvolle Musik, nicht nur für hoffnungslose Romantiker.

 

Stanke ohne Strom – und voller Energie

 

Der Wuppertaler und seine Band vereinen sauberen Rock und treffsichere Komik in einer Vier-Stunden-Show.

Nein, das ist weder Jake noch Elwood Blues – das ist Patrick Stanke. Der Langerfelder Musical-Sänger begeisterte mit seiner Band beim Unplugged-Konzert „Stanke ohne Strom“ das Publikum in der Villa Media.
GroßbildGerhard Bartsch

Nein, das ist weder Jake noch Elwood Blues – das ist Patrick Stanke. Der Langerfelder Musical-Sänger begeisterte mit seiner Band beim Unplugged-Konzert „Stanke ohne Strom“ das Publikum in der Villa Media.

 

Wuppertal. Auch nach vier Stunden Show samt gerissener Gitarrenseite hatte Patrick Stanke noch Kraft – und faszinierte mit seiner Stimme und dem Zugabe-Klassiker „Hallelujah“ sein Publikum. Die Fans reagierten begeistert – sogar aus Kempten im Allgäu war eine Delegation in die Villa Media gereist.

„Meine Frau Marianne hat ihm zu seinem Geburtstag eine Torte gebacken – und heute wollen wir ihn in Wuppertal sehen“, sagte Michael Bunke – kennengelernt hat er den Sänger aus Langerfeld mal in privatem Rahmen bei einem Junggessellen-Abschied. Die Bunkes und das übrige Publikum erlebten Stanke mal abseits des Musical-Fachs unter dem Titel „Stanke ohne Strom“ (SOS).

Dahinter verbarg sich ein mitreißendes Unplugged-Konzert mit Stanke und Band. Letztere sind:Chris Vega (Gitarre /Gesang), Chris Dagger (Bass) und Tim Harbusch (Schlagzeug/Gesang). Sie überzeugten mit bekannten Rock- und Popsongs, humoresken Einlagen und spritzigen Kommentaren. Chart-Hits wie Lady Gagas „Pokerface“ und eine eigenwillige Version von Lenas „Satellite“ rissen die Fans in der nicht ganz ausverkauften Villa von den Stühlen.

„Ich möchte gerade meinen Wuppertalern zeigen, dass ich etwas anderes kann.“

Patrick Stanke vor seinem Auftritt.

„Alle denken, dass ich häufiger in Wuppertal spiele – und kommen nicht bei der ersten Ankündigung. Dabei möchte ich auch gerade meinen Wuppertalern zeigen, dass ich etwas anderes kann“, sagte Stanke vor dem Konzert zur WZ. Songs von Queen, Bon Jovi, Coldplay und Oasis sorgten vor der Pause für rockige Mitsing-Hymnen einer Band, die mit Sänger, Gitarrist und Keyboarder Stanke in allen Stilrichtungen überzeugte. Melanie Gebhard, die beim Musical „Wicked-Die Hexen von Oz“ auf der Bühne steht, stellte ihre gesanglichen Qualitäten als Special Guest unter Beweis und erntete – wie die andere Gastsängerin Isabell Classen – Riesenapplaus.

 

Patrick Stanke, geboren 1979 in Wuppertal, begann seine Bühnenlaufbahn 1996 beim TiC-Theater. Von 2000 bis 2004 wurde er an der Bayerischen Theaterakademie „August Everding“ zum Diplom-Musicaldarsteller ausgebildet. Er spielte bundesweit in Musical-Produktionen mit, unter anderem „Buddy Holly“, „Die drei Musketiere“ oder „Aida“.
www.patrickstanke.de

 

Neben der musikalischen Performance waren die Zuschauer auch von diversen Comedy-Einlagen begeistert. Sylvia aus Oberhausen etwa bekannte sich als Stanke-Stammgast: „Ich bin zum dritten Mal dabei und finde die Stimmung toll.“ Auch nach der Pause gab die Band weiter Gas – etwa mit balladesken Songs aus dem Film „Once“ oder Tom Pettys „Freefallin“. Zum Schluss zog SOS das Tempo noch einmal an – und verabschiedete das Publikum mit „Valerie“ und „Like the way I do“ rockig in die Nacht.

 

Herr Rau und die großen Stars

 

Fritz Rau holte die Stones, Queen und andere Größen des Rock nach Deutschland. Bei Hako blickte er zurück auf sein Leben.

Geschäftsmann trifft Legende: Fritz Rau mit dem verstorbenen Michael Jackson und unten bei seiner Lesung in der Hako-Arena in Vohwinkel.
GroßbildArchiv/Gerhard Bartsch

Geschäftsmann trifft Legende: Fritz Rau mit dem verstorbenen Michael Jackson und unten bei seiner Lesung in der Hako-Arena in Vohwinkel.

 

Wuppertal. Wussten Sie, dass Jimmy Hendrix – der „Ikarus des Blues, der zu den Sternen flog und sich an der Sonne verbrannte“ – Spätzle mit Linsen verabscheute? Oder dass der bekannte Jazz-Pianist Oscar Peterson der Taufpate von Fritz Raus Sohn Andreas Oscar ist? „Musik lebt dadurch, dass sie erklingt“, sagte der 81-jährige Rau, der in der Hako-Event-Arena von seinen Begegnungen mit den Superstars der Musikwelt erzählte und aus seiner Biographie „50 Jahre Backstage“ rezitierte.

Der große Veranstalter begann als Kofferträger

Als er das Publikum bat, die Augen zu schließen und einer Live-Aufnahme von Ella Fitzgeralds „Mack the Knife“ aus dem Jahr 1960 zu lauschen, startete er, mit den Fingern schnippend, eine Zeitreise zu seiner ersten Begegnung – damals als Kofferträger – mit den Weltstars des Rock. Nach über 50 Jahren sagte er 2005 als Konzertveranstalter Lebewohl. Stattdessen reist er mit dem Gitarristen und Sänger Jürgen Schwabdurch die Lande und lässt mit mehr als 50 Auftritten im Jahr seine Vergangenheit lebendig werden.

Die Harmonie und Freundschaft der beiden war auf der kleinen Bühne, wo Rau am Tisch mit Leselampe seine Anekdoten erzählte, stets präsent. Mit feinen Gitarrenklängen und klarer Stimme hauchte Schwab den Geschichten musikalisch Leben ein.

„Ich bin sehr naiv hierher gekommen, aber es beeindruckt, wie bodenständig und echt Fritz Rau ist“, sagte Zuschauerin Anja Maravelias. Ob seine erste Begeg-nung mit Exzentriker Sir Elton John in der Frankfurter Festhalle, das Konzert von Bob Dylan und Eric Clapton vor 80 000 Fans auf dem ehemaligen Nürnberger Reichsparteitagsgelände oder seine nunmehr 30-jährige Freundschaft mitIan Anderson von Jethro Tull – das Publikum war gefesselt von dieser Lebensgeschichte.

„Man verbindet so viele Erinnerungen mit seinen Konzerten, und die werden nun alle abgerufen“, schwelgte Zuschauer Friederich Munkenbeck in Nostalgie. Jens Knör war auch unter den Gästen und ließ Raus Biographie für seinen berühmten Zwillingsbruder Jörg signieren: „Darüber wird er sich wahnsinnig freuen.“

„Die Gemeinsamkeit mit Mozart ist Jacksons Hingabe zur Musik – man wird ihn nie vergessen.“

Fritz Rau über Michael Jackson.

 

Fritz Rau wurde 1930 als Sohn eines Schmieds geboren, Früh verwaist, studierte er mit Hilfe eines Stipendiums Jura. 1963 stieg er in die Konzertagentur von Horst Lippmann ein – der Beginn seiner einzigartigen Veranstalter-Karriere.

 

Einer von Raus größten Coups durfte bei Hako natürlich nicht fehlen: Durch Bandmanager John Reid wurde der Veranstalter auf Queen aufmerksam, die damals in Frankfurt vor 500 Zuschauern spielten. Elf Jahre Aufbauarbeit später waren es dann 68 000 Fans, vor denen die Band in Mannheim ein grandioses Open-Air-Konzert gab – den an Aids verstorbenen Freddy Mercury, so Rau, werde er immer im Herzen behalten. Schwab intonierte dazu stimmungsvoll das tragende „Philadelphia“ aus dem gleichnamigen Kinofilm, bevor nach haarsträubenden Anekdoten von denRolling Stones das Publikum Charlie Watts’ Part bei „Satisfaction“ übernahm.

„Das war unser Ding – made in Germany“, erzählte Rau voller Enthusiasmus von seiner „Lebensleistung“ – dem Rockmärchen „Tabaluga“ und der Zusammenarbeit mit Peter Maffay, bevor er zum Abschluss des interessanten und lauschigen Abends auf seine Zusammenarbeit mit dem „King of Pop“ zurückblickte. Über Michael Jackson sagte Rau: „Die Gemeinsamkeit mit Mozart ist Jacksons Hingabe zur Musik – man wird ihn nie vergessen.“ Originell war auch der von stehenden Ovationen begleitete Abgang Raus – der sich mit den Worten „Love and Peace“ verabschiedete. Ein Leben voller Rock ’n’ Roll hinterlässt eben Spuren.

 

Ein kompromissloses Musik-Massaker

Caspar Brötzmann und Band begeisterten in der Börse.

 

Wuppertal. Sie kreieren Soundgemälde, die Spuren hinterlassen. Kunstwerke, die beschränkte Konventionen und Strukturen auflösen. Klanggewaltig, kraftvoll und unüberhörbar. „Heute Abend erlebst du altes Massaker“, verspricht Caspar Brötzmann im Gespräch mit der WZ, nachdem er in den 1980er Jahren zu den experimentierfreudigsten Musikern gehört und nach 14 Jahren Unterbrechung mit seiner Band Caspar Brötzmann Massaker 2010 ein famoses Comeback gefeiert hatte.

Am Freitagabend kamen rund 150 Fans des Extravagisten aus Wuppertal und den Rheinmetropolen nach beinahe zwei Jahrzehnten wieder in den Genuss, sich der aus tiefster Seele gespielten Musik zwischen abgrundtiefer Zerstörung und prickelnder Schönheit hinzugeben. „Es ist komisch zu Hause zu sein. Es ist so viel passiert“, lässt der gebürtige Wuppertaler die Fans wissen.

Was während des Gigs folgt, ist ein Tornado, der durch die Börse fegt und alle mitreißt. Mit wippenden Köpfen und Körpern spüren sie das Feuer und die Glut, die die Band bei ihrem Auftritt versprüht. Brötzmann vor seinen beiden Marshall-Türmen an der Gitarre im schwarzem, bis zum Nabel geöffneten Hemd. Mal die Faust in die Luft streckend, mal mit geschlossenen Augen in das Soundgewitter versunken und mit der Musik verschmelzend. Bassist Eduardo Delgado Lopez und Drummer Danny Arnold Lommen, auch ganz in schwarz gekleidet, geben die kongenialen Seelenverwandten, die den Stücken vor roten und gelben Rauchschwaden die Dynamik einverleiben.

Klangreise durch Heavy Metal, Noise und Industrial-Sounds

„Musik, die Kraft aus sich selber schöpft“, so Brötzmann. „Wir arbeiten an einem neuen Album – was ganz anderes – 2013 gibt es ein neues „Massaker“. Es steckt ungeheuer viel Arbeit drin, aber alle sind total begeistert und wir haben eine intensive und schöne Zeit miteinander.“

Beim Heimspiel schlugen „CB Massaker“ einen Spannungsbogen von vertrackten, im Heavy Metal verwurzelten, Noise- und Industrial-Kompositionen, bis zu Songs, die an die Kompromisslosigkeit der Einstürzenden Neubauten (FM Einheit) erinnerten, mit denen Brötzmann bereits des öfteren kollaborierte. Musik, die sich wehrt und in der sich Caspar Brötzmann Massaker verwirklichen.

 

Vor dem Auftritt des CBM in der Börse konnten sich die Besucher beim Film von Uli M. Schueppel „Caspar Brötzmann – Da gehört die Welt mal mir“, der in diesem Jahr im offiziellen Programm der 62. Berlinale lief, auf das Konzert einstimmen. Hierin lässt der Musiker seinen Gedanken zum großen Ganzen und seiner Musik freien Lauf.

 

Schlagernacht: Stars zum Anfassen

 

Graham Bonney und Ireen Sheer brachten am Samstagabend Hitparaden-Flair in die Glückauf-Halle. Die Fans feierten mit.

Niedersprockhövel. ZDF-Hitparade – wer erinnert sich nicht an die Kult-Schlagersendung aus den 1970er Jahren mit dem unvergleichlichen Dieter-Thomas Heck? In der Sprockhöveler Glückauf-Halle fühlte man sich am Samstagabend bei der bereits zum 23. Mal ausgerichteten Schlagernacht wie der Zeitreisende „Marty“, der „Zurück in die Zukunft“ reiste.

Mit einem Riesen-Aufgebot an bekannten Schlagerinterpreten hatte Organisator Klaus Densow wieder einmal den Vogel abgeschossen und die Voraussetzungen für ein Party-Spektakel geschaffen, das dem Motto „Oft kopiert und nie erreicht“ wieder mal gerecht wurde. „Ich habe eben einen guten Draht zu vielen Künstlern und bin zufrieden, dass es wieder super läuft“, so Densow.

Das verwöhnte Publikum war völlig begeistert

Es war weit nach Mitternacht, als Andreas Martin, der zum achten Mal der Einladung Densows folgte, mit Hits wie „Flügel fangen Feuer“ noch einmal die voll besetzte Halle rockte. Er ist nicht nur als Sänger seit drei Jahrzehnten ein Garant für ausgelassene Partystimmung, sondern auch als Komponist, beispielsweise für Wolfgang Petry oder Michelle, erfolgreich. Auch die Songs aus dem aktuellen Album „Kein Problem“ kamen bestens an und trafen den Geschmack des verwöhnten Publikums.

Ireen Sheer hatte wieder einmal „Kopfweh“, ein Hit aus den 1990er Jahren, bei dem zahlreiche Zuschauer lauthals mitsangen. Ihre Performance bringt immer noch viele Schlagerfans ins Schwärmen und zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen.

„Hier ist es immer toll, aber der Auftritt von Graham Bonney ist für mich etwas ganz Besonderes“, freute sich Ingrid Groeger. „Wähle 333 auf dem Telefon“ gehörte früher zu den Schlagern, die jedes Kind kannte. Heute, rund 40 Jahre später, versprüht der gebürtige Engländer Graham Bonney immer noch den lausbübischen Charme, mit dem er sich einst in die Herzen der ZDF-Hitparaden-Zuschauer und seiner Fans sang.

 

Ex-Frontfrau Birgit Langer bald im Konzert mit Tony Christie

 


 

Schon zum 23. Mal wurde die Schlagernacht in Sprockhövel gefeiert. Die Fans kommen zum Teil von weit her, um ihre Stars ganz aus der Nähe zu erleben.

 

Doch nicht nur bei diesen Acts kamen Schlagerfans auf ihre Kosten: Auch Birgit Langer, Ex-Frontfrau von Fernando-Express, die jetzt auf Solopfaden wandelt, brachte ihr Lebensmotto mit „Tränen, die du lachst“ auf die Bühne. „Ich mache 22 Jahre Musik und gewinne in diesem Jahr den Award als Newcomerin – so kann es gehen“, freute sich die sympathische Badenerin, die demnächst ein Konzert mit Tony Christie hat, im Gespräch mit der WZ.

Christian Franke, der nach einer schöpferischen Pause wieder auf die Bühne zurückkehrte, sorgte bereits zu Beginn für stimmungsvolle Atmosphäre beim begeisterten Publikum. Dem standen Heiko Harig mit großen Entertainer-Qualitäten sowie die Just for fun-Band, die zum Inventar der Schlagernacht gehören und ihr scheinbar unerschöpfliches Repertoire sämtlicher Musikstile zelebrierten, unter anderem ihre Eigenkomposition „Voll erwischt“, in nichts nach.

Dass Schlagernacht-Organisator Klaus Densow nicht nur einmal mehr eine erfolgreiche Show auf die Beine gestellt hat, sondern auch mit seiner Stimme ins Schwarze trifft, bewies er auch mit Songs aus seinem aktuellen Album „Gefühlte 30“. „So hautnah wie hier erlebst du die Stars nirgendwo“, meinte Iris Kuhnt, die aus Breckerfeld anreist und jedes Jahr dabei ist.

In den frühen Morgenstunden ging für junge und jung gebliebene Schlagerfans ein unvergesslicher Abend im sonst so beschaulichen Niedersprockhövel zu Ende. Fortsetzung folgt.